Emotionelle Erste Hilfe – was ist das?
Herz in der EEH |
Die Emotionelle Erste Hilfe (EEH) ist ein körperorientiertes Verfahren, welches in der Krisen- und Entwicklungsberatung sowie in der bindungsbasierten Psychotherapie mit Eltern und Kindern eingesetzt wird. Der Ansatz hat seine Wurzeln in der körperorientierten Psychotherapie sowie den Erkenntnissen der modernen Gehirn-, Trauma- und Bindungsforschung. Auf dieser Grundlage wurde die Emotionelle Erste Hilfe in ihrer heutigen Form in den 90er Jahren von dem Bremer Psychologen und Körperpsychotherapeuten Thomas Harms begründet und stetig weiterentwickelt. In der Emotionellen Ersten Hilfe werden körperliche Methoden (wie u.a. die bindungsfördernden Körperberührungen, Übungen zur Körperwahrnehmung und Imagination sowie entspannungsfördernde Atemtechniken), um die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit der Eltern und Kinder zu verbessern und fördern. Im Zentrum der Emotionellen Ersten Hilfe steht – von der Empfängnis an – die Bewahrung und nachhaltige Unterstützung der emotionalen Bindung zwischen Eltern und ihren un- und neugeborenen Kindern. Die Emotionelle Erste Hilfe ist von einer humanistischen Grundhaltung geprägt. Wichtigstes Ziel dieser körperbasierten Beratung und Psychotherapie ist es, die inneren Wachstumspotenziale und Lebenskräfte zu wecken, die Zufriedenheit und hinreichende Erfüllung in unseren Liebes- , Arbeits- und Selbstbeziehungen möglich macht. Im Folgenden sollen einige Säulen der Arbeit vorgestellt werden: Körperinformation als Leitsystem Der Körper ist das zentrale Bezugssystem in der bindungsbasierten Beratung und Psychotherapie. Die Wahrnehmung des Körpers spielt eine wichtige Rolle, um die jeweilige Qualität der Beziehungs- und Regulationsfähigkeit der Klient*innen genauer zu bestimmen. In der Begleitung spielt deshalb die achtsame Beobachtung und Auswertung des subjektiven Körpererlebens der Klient*innen eine herausragende Rolle. In der Beratung und Therapie nutzen wir körperliche Berührungen, Atem- und Wahrnehmungsarbeiten, um die Gefühls- und Erregungszustände direkt zu beeinflussen. Im Kontext der EEH werden die Haut, der Herzschlag, die Atmung, die Körperhaltung oder den Blick kontaktiert, um bedeutsame Bindungs- und Stressmuster zu erkunden oder Ressourcen der Beziehungs- bzw. Selbstbeziehungsfähigkeit zu verbessern. Bindungssicherheit als Basis in der Begleitung In der frühberatenden und psychotherapeutischen Arbeit der EEH verfolgen wir einen bindungsorientierten Ansatz. Die Beziehung zwischen Begleiter*innen und Klient*innen stellt einen Erfahrungsraum bereit, in dem die stärkenden und schwächenden Selbstanteile sicher kontaktiert, erkundet und integriert werden können. Die Bindungssicherheit wird somit zur wichtigsten Quelle, um eine Potenzialentfaltung und Integration von traumatischen Beziehungserfahrungen aus den unterschiedlichen Entwicklungsphasen zu ermöglichen. Selbstanbindung und Beziehungsintelligenz Die achtsame Körper-Selbstbeobachtung ist eine wichtige Grundlage der bindungsbasierten Begleitung. Die Voraussetzung hierfür ist ein stabiler innerer Beobachter, von dem aus die Körperwahrnehmungen, Gefühle und Gedanken innerhalb der Begleitung sicher erlebt und wertfrei beschrieben werden können. Ziel ist es, dass die Klient*innen in jeder Phase lernen, auf die Basis ihrer Körperwahrnehmungen zurückzugreifen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der Etablierung einer hinreichend sicheren „Selbstanbindung“. Schwangerschaft, Geburt und Bindung In der bindungsbasierten Begleitung gehen wir davon aus, dass die charakteristischen Schemata unseres Fühlens, Denkens und Handelns in den Erfahrungen aus der Zeit der Schwangerschaft, Geburt und ersten Lebenszeit verwurzelt sind. Über verschiedene Formen der Körperarbeit werden die prä- peri- und postnatalen Bindungserfahrungen und das „innere Baby“ wiederbelebt, bewusst gemacht und im Rahmen einer sicheren Beziehung erkundet. |